Strauße im "Gänsemarsch"


Das Warzenschwein fehlte noch in unserer "Sammlung".


Abschied von den Elis - Die nehmen derweil ein Bad im Sumpf


Ali stöbert noch eine Giraffenfamilie für uns auf!


Straßenszene im Grenzort Namanga


Die Landschaft kommt mir bekannt vor ...


Auf eine tolle Reise mit  grandiosen Eindrücken - "Prost"!

Vom Amboseli Nationalpark zum Flughafen -
Der Tag der Heimreise

Lange vor Sonnenaufgang reißt uns die Rezeption - wie bestellt - aus schönen Träumen. Vor dem Frühstück sieht das Programm eine erste Pirschfahrt vor. In zehn Minuten stehe ich abfahrbereit im Zimmer. Ines geht die Sache ruhiger an, da sie auf einen Kaffee vor der Abfahrt verzichtet. Mit der Kaffeetasse in der Hand setze ich mich auf die Terrasse und spähe im ersten Büchsenlicht Richtung Savanne. Zu erkennen ist nichts, hier draußen sitzt es sich eben angenehmer - meine ich. Aber nur bis es etwa fünf Meter vor mir auf den Boden plätschert. Der Blick nach oben, in das Geäst des hohen Baumes, löst das Rätsel des plötzlichen „Niederschlags“, worauf ich mich fluchtartig in die Lobby zurückziehe. Eine Kolonie der in der Anlage allgegenwärtigen Affen hatte im Baum die Nacht verbracht. Und was macht ein Affe, wenn er im Baum sitzt und mal muss …?

Es ist kalt und der durch das offene Dach eingefangene Fahrtwind lässt mich frösteln. Zwar trage ich ein langärmliges Shirt, hab die Fahrt aber ohne Jacke angetreten. Der Grund ist ausnahmsweise nicht Unerfahrenheit oder Dummheit - ich hab sie ja verschenkt … Die bekannten Protagonisten führen das Schauspiel „Früher Morgen in der Savanne“ auf: Zebras, Gnus, Gazellen … nix Neues. Mir ist einfach nur kalt und müde bin ich auch. In Ines Gesicht spiegeln sich meine Empfindungen. Das Stück gewinnt schlagartig an Spannung, als der Hauptdarsteller des Theaters seinen Auftritt hat. Ein Löwe! Ok, es ist „nur“ ein, noch dazu junges Exemplar ohne Mähne. Zum Fotografieren ist es noch zu dunkel, näher als dreißig Meter kommt er nicht ran und nach einer Minute ist seine Show auch schon vorbei. Aber immerhin - ein Löwe! Weiteren Unterhaltungswert bietet wenig später ein Gerangel zweier Thompsongazellen. Mit gesenktem Geweih gehen sie aufeinander los und hakeln sich ein wenig. Verletzungen sind dabei sicher nicht beabsichtigt, vielleicht ist den Halbstarken einfach nur langweilig oder so kalt wie mir … Die Sonne müht sich, allein sie wärmt noch nicht. Dafür taucht sie eine Szene für die Kamera in satte Farben: Zebras vor dem Kilimanjaro.

Die Frühpirsch war nicht sonderlich „erfolgreich“ aber wen stört’s. Gestern häuften sich die Sensationen und außerdem fahren wir nach dem Frühstück wieder raus. Frühstück: Wer möchte, kann sich hierbei schon eine Tagesration an Kalorien einwerfen, sogar warme Speisen werden auf dem Büffet angeboten. Letztlich bin ich dann von der Tagesration wohl auch nicht so weit entfernt, jedenfalls wieder mehr als satt. Es herrscht Einigkeit unter germanischen Trekkern: Hier auch nur eine Woche zu verbringen wäre der Figur in hohem Maße abträglich.Deshalb weiß ich auch nicht, ob ich mich über Alis Eröffnung freuen soll. Zu Beginn der Vormittagspirsch stellt er uns den Lunch in der Lodge in Aussicht, womit keiner rechnete, da laut Programm gar nicht vorgesehen. Inzwischen hat die Sonne hart gearbeitet. Keiner braucht mehr zu frieren und über dem staubigen Grasland bilden sich erste Windhosen. Tiere gibt es wieder in Massen zu sehen. Sogar bisher nicht gesichtete Arten wie Warzenschweine, zwei badende Flusspferde und fünfzehn im Gänsemarsch vorbei staksende Strauße. Für eindrucksvolle Nahaufnahmen sind sie allesamt zu weit entfernt. In See und Sumpf badend, geben uns die Elefanten Gelegenheit zum inneren Abschied. Immer noch kurvt Ali suchend umher. Allzu gerne würde er uns zum Abschluss eine Tagessensation servieren. Eine Giraffenfamilie mit zwei Jungtieren stöbert er noch auf und dann geht es zwischen Zebras, Gnus und Gazellen ein letztes Mal zurück zur Lodge.

Zum Lunch sage ich nichts mehr - basta! 14 Uhr vorbei: Bei Kaffee und Kuchen - letzteren haben uns die sanften, nachdrücklichen, in jedem Falle aber unnachahmlichen Überredungskünste Rolands beschert - auf der Terrasse sitzend, kündigt sich die Abfahrt an. Ali zeigt erstmals Eile. Nicht grundlos, denn um 15 Uhr läuft unser Permit ab, bis dahin müssen wir den Park verlassen haben, worauf er besser schon früher hingewiesen hätte. „Please give us ten minutes!“ - Aufsitzen, tschüs „Amboseli Serena Lodge“ und los geht’s. Das Dach ist zu und bleibt es auch trotz gegenteiliger Bitte. Ali murmelt zwar etwas von „not allowed“ aber den eigentlichen Grund begreife ich wenig später. Wie von Häschern verfolgt, rast Ali über die Pisten des Parks. Zumindest, wenn man die bisherigen Schleichfahrten dagegen setzt. Und je näher wir dem Ausgang des Parkes kommen, umso höher wird die Geschwindigkeit. Sehr schnell haben wir völlig trockene Außenzonen erreicht, wo sich nur noch wenige Tiere blicken lassen. Nur die weite, wunderschöne Landschaft verwöhnt jetzt noch das Auge.

Eine Baustelle zwingt dann doch zur Langsamfahrt. Die Piste wird verbessert, wofür Lastwagen Ladung um Ladung Schutt abkippen. Ali muss teilweise über den Rand der Piste ausweichen. Erst gegen 15:20 Uhr halten wir am Tor. Als er zurückkommt feixt Ali ein wenig. Die Baustelle hat ihn wohl „gerettet“, sie diente als probate Ausrede für die zwanzig Minuten Verspätung. Ansonsten hätte ihm die Parkverwaltung wohl noch einmal Geld abgeknöpft. Hinter der Grenze des Parks ändert sich die Landschaft nicht. Dichter Busch wechselt mit Grasland, Menschen sind kaum zu sehen, ganz selten ein Safarifahrzeug auf Gegenkurs. Die Fahrt ist nun ziemlich langweilig und im Bus klettert die Temperatur. In großem Bogen führt die Piste zurück Richtung tansanische Grenze und dann immer an ihr entlang. Das stelle ich jedoch erst viel später zu Hause, beim Blick auf meine Karte fest, die ich leider „zu gut versteckt hatte“. Gegen 16:30 Uhr rollen wir im Grenzort „Namanga“ von der Piste auf eine unerhört gute Asphaltstraße, die uns die letzten 150 km bis zum Flughafen von Nairobi zum reinen Fahrvergnügen werden lässt.

Vorher biegen wir noch in den Hof einer typischen „Touristenfalle“ ab. Einige Kleinbusse und Jeeps parken hier. Gelegenheit etwas zu trinken und in einer benachbarten Ausstellungshalle noch schnell etliche Dollars loszuwerden. So sehr Ines und ich uns anstrengen, da ist wirklich nichts dabei, was wir zu Hause gerne irgendwo stehen hätten. Und die für das Staubwischen investierte Arbeit muss sich optisch lohnen … „On the road again“ nehmen Augen und Kopf langsam, ganz langsam Abschied von Afrika. Trotz der schnellen Fahrt bietet die Landschaft noch einmal alle Schönheiten auf, bewaldete Hügel und weites Grasland. Auch hier immer wieder einmal ein Wildtier - Zebra, Giraffe, Strauß. Plötzlich am Straßenrand eine Arbeitsszene: Ein Mast für eine elektrische Leitung wird gerade von vielen Arbeitern mit Tauen aufgerichtet. Kilometer für Kilometer können wir den Fortschritt erkennen. Zunächst nur gesetzte Masten, irgendwann daran hochkletternd Monteure, die Isolatoren und Leitungen befestigen, ab da endlose Kilometer fertige Leitung.

Inge hat während der Fahrt ein wenig in ihren Unterlagen und einem Reiseführer geschmökert. Und das beschert uns jetzt den schwärzesten Moment auf dem schwarzen Kontinent. Sie las davon, wie viel Trinkgeld Träger am Kili so normalerweise bekommen … Alarmiert studieren wir noch einmal unsere Reiseunterlagen, die wir am Berg leider nicht verfügbar hatten. Jener Betrag war tatsächlich pro Träger gerechnet und nicht für alle 13 zusammen. Und wir haben das Geld in unserer grenzenlosen Güte und Menschlichkeit auch noch verdoppelt. Das ist peinlich und tut fast körperlich weh. Die ärmsten jener, die so gut für uns gesorgt und uns betreut haben, wurden durch dämliche Umstände um einen Großteil Geldes gebracht. Keiner mag sich ausmalen, mit welchen Gefühlen sie sich dort in „Marangu“ von uns verabschiedet haben. Es tut mir leid, auch jetzt beim Schreiben noch - aber es ist nicht mehr zu ändern.

Am Straßenrand treiben Männer eine Kamelherde!? Ali klärt auf: Sie werden von den Massai wegen ihres Fleisches und der Milch gehalten und keineswegs als touristische Einkommensquelle. Je näher wir Nairobi kommen, umso mehr Infrastruktur gibt es beidseits der Straße. Schulen, Fabriken, Geschäfte … und der Verkehr nimmt zu. Schon eine ganze Weile kommt mir die Landschaft sehr bekannt vor, als hätte ich diese Bilder alle schon einmal gesehen. Sollten wir hier vor 13 Jahren schon einmal lang gefahren sein? Besonders das weite, nur vereinzelt mit Bäumen und Büschen durchsetzte Grasland 40 km vor Nairobi weckt ganz tief drin Spuren einer Erinnerung. Zu Hause in der Karte kann ich dann meinen Eindruck bestätigen. Wir haben damals exakt denselben Weg vom Amboseli Nationalpark nach Nairobi genommen.

Von der guten Asphaltstraße biegen wir Richtung Nairobi auf eine schlechte ein. Die Verbindungsstraße Mombasa - Nairobi hat uns wieder. Damit stehen uns noch 30 km Gerüttel bevor. Und wieder die halsbrecherischen Manöver kenianischer Kraftfahrer, um einen der zahllosen Lkw zu überholen. Krach und Gestank, einmal sogar ein kleiner Stau, bilden die Willkommensgrüße dessen, was wir höher entwickelte Zivilisation nennen. Die Dämmerung hat längst eingesetzt und im letzten Licht biegt Ali zum Flughafen ab. Über Funk meldet er sich zurück und bekommt die Order neue Gäste abzuholen, wenn er uns abgesetzt hat. Kurz nach 19 Uhr hält er vor dem Abfluggebäude und nun geht alles ganz schnell: Er bekommt von mir das reichliche Trinkgeld er Gruppe, verbunden mit den besten Wünschen für die Zukunft. Alle verabschieden sich von dem sympathischen, gewitzten Kerl. Die Notwendigkeit, das Gepäck in die Halle zu bringen, lässt nicht aufkommen, was eigentlich angebracht wäre: Bedauern darüber, dass wir mit Ali wieder einen auf - wahrscheinlich - Nimmerwiedersehen zurücklassen, der unser Leben ein Stückchen begleitet und auch bereichert hat.

Nun bleiben zwei und eine halbe Stunde, bis die Schalter von Emirates zum Einchecken öffnen. Irgendwie müssen wir die Zeit totschlagen, denn hier gibt es nicht einmal eine Bar oder einen Shop, um etwas zum Trinken zu kaufen. Allerlei unterhaltsame Szenen sind da in der Halle zu beobachten. Die kurioseste und wirklich unvergesslichste liefert eine Familie von Muslimen mit tonnenschweren Koffern. Einer hat wohl extremes Übergewicht. Beim Öffnen stellt sich heraus, dass er mit Stoffen geradezu vollgestopft ist. Nun wird in aller Eile von einem Packservice (noch nie gesehen so was) aus einem Karton eine Kiste gefertigt und ein Großteil der Stoffe dort drin verpackt. Dabei geht es überaus hektisch zu, und den zuvor fein säuberlich gefalteten Stoffen wird roh und übel mitgespielt … Köstlich aber nur für uns, die Leute nervt das sicher gewaltig.

Schließlich ist das Einchecken geschafft, die letzte (hurra!) Ausreisekarte ausgefüllt, der Ausreisestempel im Pass und jetzt haben wir noch einmal zwei Stunden bis zum Abflug vor uns. Die vergehen wie im Flug, bei ein Paar Bierchen für die Herrn und entsprechenden Likörchen für die Damen … Wir feiern den erfolgreichen Abschluss unseres Trekkings und nehmen voneinander Abschied - Inge, Roland, Matthias, Ines und ich …